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Die Harmersbacher Tracht, meine Heimattracht

In meiner Jugend war ich Mitglied im Gesang- und Trachtenverein Fußbach, wo ich zum ersten Mal mit meiner Regionaltracht in Berührung kam. Viele Jahre nach dieser Zeit begann ich mich wieder dafür zu interessieren und bekam von einer Tante aus Oberharmersbach einige Trachten-Kleidungsstücke geschenkt, sowohl von der Festtagstracht als auch von der normalen Alltags- und der Sonntagstracht.

Beide Trachten unterscheiden sich deutlich, wenn man sie nicht kennt, könnte man meinen, es sind verschiedene Trachten, die nicht zueinandergehören. Es sind katholisch geprägte Trachten. Diese Tracht wird in Oberharmersbach, Nordrach, aber auch in den 3 Tälern Fußbach, Strohbach und Bermersbach getragen.

Im Folgenden will ich diese Trachten beschreiben. Die Informationen sind nicht unbedingt vollständig, da sich die Recherche als schwierig erwiesen hat.

Die Werktags- und Sonntagstracht

Frauen:

Die Werktags- sowie die Sonntagstracht bestehen aus einem ärmellosen Dirndl-ähnlichen Kleid, und einer normalerweise weißen Bluse oder einem einfachen Hemd darunter. Das Kleid hat am Saum eine Besenlitze eingenäht. Darauf wird ein Schurz getragen, dieser ist oft blau-weiß gestreift, darauf trägt Frau eine Jacke, die "Päda" genannt wird. Deren charakteristischstes Merkmal ist ein Samtband an den Ärmelabschlüssen und am gesamten Saum, außer um den Halsausschnitt, sowie ein spitz zulaufendes Rückenteil. Am Sonntag wurde ein zur Schleife gebundenes besticktes Schälchen dazu getragen.

Die Haare wurden in zwei Zöpfe geflochten, im Nacken überkreuzt und als Kranz hochgesteckt. Darum wird ein schwarzes Samtband gelegt und festgesteckt. Bei der Arbeit hat man auch oft ein Kopftuch getragen, das unter dem Kinn oder im Nacken gebunden war (wie z.B. hier gezeigt wird).


Sonntagstracht


Sonntagstracht von hinten



Meine Oma in ihrer Tracht (man
beachte das schwarze Schälchen, evt.
ein Kennzeichen, daß sie Witwe war)


Meine Sonntagstracht ohne
die "Päda" genannte Jacke

Dazu gehören am Sonntag weiße Strümpfe und schwarze Schuhe. Eventuell hat man im und ums Haus im Alltag auch Strohschuhe getragen. Diese sind heute nur noch an Fasnacht oder als Hausschuhe üblich.


Alltagstracht


Alltagstracht ohne Päda
und mit Strohschuhen


Auswahl von bestickten Schälchen

Männer:

Zur Männer-Werktags- und Sonntagstracht ist mir leider nichts bekannt.

Die Sonntagstracht unterscheidet sich von der Werktagstracht hauptsächlich dadurch, daß sie aus schöneren Stoffen gefertigt ist. Es wurde ein schönerer Päda (mitunter aus Brokatstoffen und/oder Seide) und ein schönerer Schurz, in schwarz oder schwarz/blau und oft aus Seide, getragen. Man hat diese Tracht sonntags zum Kirchgang oder zu anderen nicht so hohen festlichen Anlässen getragen.

Die Festtagstracht

Frauen:

Die Festtagstracht ist deutlich aufwändiger. Sie besteht aus einem für schwarzen (Frauen) oder blauen (Mädchen, in manchen Orten aber auch die Frauen) langärmeligen Kleid mit einem Oberstoff aus Seide und einem Futterstoff im Oberteil, meist Baumwolle (heutzutage evt. auch aus Kunstfaser). Das Kleid hat am Saum eine Besenlitze eingenäht. Darauf wird ein Schurz getragen. Dieser kann hand- oder maschinenbestickt sein, oder aus einem blauschwarz gewirkten Stoff bestehen (meist Blumenmuster, dies ist die historisch ältere Version).

Um den Hals trägt Frau Spitzentücher, darin müssen 6 verschiedene Spitzen vorkommen. Ich habe 2 dieser Tücher mit jeweils 3 verschiedenen Spitzen, so geht es einfacher zum feststecken. Darauf kommt ein langes Schultertuch mit Fransen, das vor der Brust gekreuzt und im Rücken gebunden wird. Die Mädchen tragen weiße Schultertücher mit weißen Fransen zur Erstkommunion und auch etwas darüber hinaus. Als junge Frau dann (Zeitpunkt kenne ich leider nicht, vielleicht wenn einem das Mädchentuch zu klein wird) gibt es ein farbiges Schultertuch mit schwarzen Fransen. Das Schultertuch gibt es in verschiedenen Farben, sehr häufig ist rosa oder hellblau, es gibt aber auch grüne und beigefarbene Tücher, diese können einfarbig mit Hand- oder Maschinenstickerei sein oder ebenfalls (wieder die historisch ältere Version) aus einem gewirkten Tuch bestehen. Die Schultertücher sind normalerweise aus Seide hergestellt (Kunstseide ist aber ebenfalls möglich).

Die Kopfbedeckung besteht ab der Erstkommunion bis zur Hochzeit aus einem Glasperlenkranz. Danach trägt Frau eine Goldhaube oder eine Schleifenhaube mit schwarzem Schleierrand (die wird bei uns auch "Hasenohren" genannt). Die Goldhaube gibt es mit schwarzem oder mit Glasperlen und Goldfaden besticktem Boden. Heutzutage tragen aber auch viele unverheiratete Frauen die Haube (das liegt evt. daran, daß später geheiratet wird, Frau aber den Mädchenkranz nicht mehr passend für ihr Alter findet. Betreffs der verschiedenen Hauben wurde mir folgendes erzählt: Welche Haube jemand trägt, ist abhängig vom Reichtum. Wer nicht so viel Geld hat, trägt die Schleifenhaube, wer sich etwas mehr leisten kann, trägt die Goldhaube mit schwarzem Boden, und die ganz wohlhabenden Frauen leisten sich eine bestickte Goldhaube.
Ein Bild einer Frau mit Schleifenhaube gibts hier, ebenso eins von Mädchen mit weißen Schultertüchern und Kranz, wie sie zur Erstkommunion üblich sind.


Meine Festtagstracht mit hand-
besticktem Schultertuch und Schürze


Meine Festtagstracht von hinten, hier
sieht man auch die Haube besser


Den Schurz habe ich übrigens selbst bestickt, da es mir nicht möglich war, einen fertigen zu bekommen. Die weiter unten abgebildeten Schürzen befinden sich nicht in meinem Besitz.


Festtagstracht mit
gewirktem Schultertuch


Gewirktes rosa Schultertuch
und gewirkter Schurz


Bestickte Version der Goldhaube


Beispiele für Festtagsschürzen

Der Schmuck besteht aus einer mehrfach um den Hals gewickelten Granatkette, dem Halsnister, mit einem Kreuz als Anhänger. Je öfter sie um den Hals gewickelt ist, desto reicher die Trägerin. Außerdem wurden (falls vorhanden) passende (Granat) Ohrringe getragen. Ein weiteres Muß ist die Brosche, mit der das Schultertuch zusammengehalten wird (ich trage auf dem Foto eine Granatbrosche, Modeschmuck in trachtenkompatibler Ausführung ist aber durchaus üblich). Auch am Rücken wird das gebundene Schultertuch mit einer Brosche gesichert.

Zur Tracht werden weiße Strickstrümpfe und flache schwarze Schuhe getragen.

Männer:

Die Männer tragen eine schwarze Kniebundhose mit roten Schnürbändern, dazu ein weißes Hemd mit einer schwarzen Schleife und eine rote Weste. Die Jacke ist hüftlang (zu festlichen Anlässen gibt es auch welche bis zum Knie) und schwarz mit einem roten durchgehenden Umschlag und einem kurzen Stehkragen. Die Jacke ist vorn offen. Es wird ein schwarzer Filzhut mit gerundetem Kopfteil, schwarzem Hutband und etwas aufgestellter Krempe getragen.

Als Schmuck wurde oft eine Uhr mit goldener Kette an der Weste befestigt, die Uhr wird in die Westentasche gesteckt. Diese Uhren waren früher sehr gebräuchlich, da es noch keine Armbanduhren gab.

Die Strümpfe sind weiß oder beige, dazu trägt Mann flache schwarze Schuhe.


Ein früheres Trachtenvereins-Bild, meine Eltern und ich


Beispiel für ein maschinenbesticktes Schultertuch


verschiedene gewirkte Schultertücher

Trauertracht

Frauen:

Die Trauertracht unterscheidet sich von der Festtagstracht darin, daß ein schwarzer Schurz und ein schwarzes Halstuch ohne Stickereien getragen wird. Der Stoff hat ein eingewebtes Muster. Diese Tracht wurde zur Trauerfeier und vermutlich noch eine Zeitlang danach zu den hohen Festtagen getragen. Die Dauer der Trauerzeit ist mir unbekannt, aber üblich waren Zeiten von ca. einem Jahr.

Männer:

Ich habe keine Informationen darüber, ob es eine Trauertracht der Männer gab und wie diese ausgesehen haben könnte.


Trauertracht

Weitere Accessoires

Diese Kopftücher aus einer Art Samtstoff bekam ich ebenfalls von meiner Tante, laut ihrer Information wurden die Kopftücher im Winter getragen (vermutlich zur Sonntagstracht, da man über die Haube der Festtagstracht nichs drüberziehen kann). Eins der Tücher war sehr beschädigt, ich mußte es mühevoll restaurieren.

Das Umhängetuch wurde evt. auch sonntags für kältere Tage benutzt, über dem "Päda", evt. aber auch zur Festtagstracht. Hierüber liegen mir aber keine Informationen vor, es sind meine eigenen Vermutungen.

Das von meiner Tante als Wintertuch bezeichnete rote Tuch aus Wollstoff ist mir eher als Kopftuch von den Gengenbacher Hexen bekannt, eine Gestalt der Gengenbacher Fasent, siehe Narrenzunft Gengenbach. Laut der Auskunft meiner Tante wurde es im Winter als Schultertuch anstelle des bunten Seidentuchs für die Festtagstracht benutzt.


Winterkopftuch, wahrscheinlich für sonntags


Winterkopftuch, ohne Stickerei


Schultertuch zum Umhängen


Schultertuch Detail


Wintertuch aus rotem Wollstoff

Zum Abschluß:

Ich habe hier zusammengetragen, was ich über meine Tracht weiß oder von anderen erfahren habe, kann aber nicht für die Richtigkeit der Information garantieren. Falls jemand dies liest etwas hinzuzufügen hat, wäre ich sehr dankbar für die entsprechende Information, dann aktualisiere ich gerne diese Seite: .


Volkskunde Trachten